
Interview für © SUBWAY Medien:
Ein Dank geht an die "Öffentliche Versicherung Braunschweig" (Herrn Heiko Klostermann) für die Genehmigung zur Übernahme des Interviews!
David Knopfler rockt am 10. November in der Löwenstadt
Als Dire Straits-Gitarrist und Gründungsmitglied wurde er bekannt, die einprägsamen Riffs von Erfolg-Hits wie „Sultans Of Swing“ und „Walk Of Life“ klingeln heute noch vielen ehemaligen Fans in den Ohren. Seit seinem Ausstieg 1983 ist David Knopfler auf Solo-Pfaden unterwegs. Auf seiner aktuellen „Electric Guitar Tour“ verschlägt es ihn auch für einen Gig nach Braunschweig in die Meier Music Hall. Im Interview erzählte er von seiner Tour, alten Zeiten und Deutschland.
Seit einiger Zeit tourst Du mit einem rein „akustischen“ Set und spielst ausschließlich akustische Gitarren und Klavier – warum jetzt die „Electric Guitar Tour“?
Unsere Tour-Organisation hat diese Entwicklung schon seit einiger Zeit vorgeschlagen, um vom „unplugged“ wieder den „plugged“-Charakter der Songs betonen zu können. In jüngster Zeit entdecke ich auch meine Zuneigung zur elektrischen Gitarre wieder. Es gibt nicht wirklich einen riesigen Unterschied zu dem was wir bisher gemacht haben – es ist wirklich einfach nur eine Neubetonung der Instrumentierung. Wenn du bisher unseren eher akustischen Sound mochtest, wirst du nicht durch den neuen Sound überwältigt werden; wenn man ein bisschen mehr Biss möchte, wird man das jetzt bekommen, ohne völlig zugedröhnt zu werden! Es ist einfach eine zusätzliche Zutat. Wir werden dadurch nicht einfach nur lauter, sondern haben eine bedeutend weitere Flexibilität im Sound erreicht. Die Band war technisch gesehen schon immer „elektrisch“ – die akustischen Gitarren haben Tonabnehmer. Drums und Bass werden wie bisher auch verstärkt. Harry wird aber vornehmlich von seiner Taylor-Akustikgitarre zu seiner Fender Telecaster wechseln und ich zu meiner elektrischen Fame Gitarre.
Wie viele Alben hast du bisher aufgenommen? Welches ist deine Lieblingsplatte und warum?
Wenn ich die Dire Straits dazu zähle und die diversen Sachen, die ich für andere Künstler oder Filme machte, nicht dazu zähle, komme ich auf 13 Alben: drei mit den Dire Straits und zehn Solo-Alben. Ich habe keinen wirklichen Favoriten, aber ich habe eine Vorliebe für „Wishbones“ (CD Paris 8), da es das erste Album war, bei dem ich ein Orchester und viele echte akustische Instrumente wie wirkliche Pianos, akustische Gitarren und qualitativ hochwertige Studios einsetzen durfte. Diese Möglichkeiten werden heutzutage immer unerschwinglicher für Künstler wie mich.
Seit wann spielst du zusammen mit deinem Lead-Gitarristen Harry Bogdanovs? Wie habt ihr euch kennengelernt?
Harry und ich lernten uns ca. 1980/81 kennen, als ich für eine Sängerin eine Platte produzierte und sie ihn als ihren Keyboarder und Songwriter engagiert hatte. Ich liebte sein Songwriting, wir haben uns damals gleich sehr gut verstanden und sind seitdem privat gute Freunde und auch musikalisch Kollegen geblieben. Er hat eine wunderbare Art, genau die richtigen Noten zu spielen, um meine Songs perfekt zu ergänzen und den Song irgendwie noch sympathisch zu erweitern. Diese Art sich zu ergänzen habe ich bisher nur selten erlebt. Es liegt daran, dass wir uns musikalisch wirklich sehr gut kennen und verstehen. Auch war Harry jetzt auf Tour und im Studio mit Marius Müller-Westernhagen – das hat meiner Meinung nach auch noch einen weiteren Aspekt zu dem, was er in unsere Band einbringt, hinzugefügt.
Die Band ist in der Tat eine besondere Zusammenstellung. Wie ist die Zusammenarbeit mit Martin Ditcham zustande gekommen?
Martin hat bereits mit unglaublich vielen Musikern zusammengearbeitet – im Studio sowie auf Tour. Er ist ein Meister des Understatement. Wenn man ihn dazu lange genug drängt, kann er sehr komplexe Sachen spielen und den Showman raushängen lassen. Aber wie auch unser Bassist Pete Shaw, ist er viel zufriedener, damit dem Song „zu dienen“ und spielt eher weniger, um mehr auszudrücken. Es ist immer eine große Ehre, mit ihm und auch den Musikern der Band spielen zu dürfen. Wir Vier fühlen uns als Quartett auf und neben der Bühne immer gut und haben Spaß am Spielen. Wir haben da keine Probleme, die junge, durch ihre Egos angetriebene Bands haben. Jedes Mal, wenn wir wieder zusammen kommen, ist es für mich ein großes Glück und am Ende jeder Tour sind wir alle traurig, dass es wieder dauern wird, bis wir in dieser Konstellation zusammen treffen.
Du hast eine umfangreiche Tourvergangenheit – gibt es irgendwelche Auftritte, die du als „legendär“ bezeichnen würdest?
Also als „legendär“ würde ich eher König Arthur oder Ulysses bezeichnen. Kann ein Rockkonzert wirklich als „legendär“ gelten? Wahrscheinlich nicht – viele sind sicherlich einprägsam oder Details davon unvergesslich. Harry ist da eher der Mann mit dem riesigen Gedächtnis, der könnte da sicher genaue Daten und Orte nennen. Als legendär könnte man es eventuell bezeichnen, Hendrix das erste Mal im frühen 1967 gesehen zu haben….
Du hast bereits regelmäßig in Europa und auch vor allem Deutschland getourt. Hast du besondere Verbindungen zu Land und Leuten?
Deutschland war für mich schon immer ein sehr angenehmer und dankbarer Ort, um zu touren und für private Besuche. Es scheint mir eines der wenigen Länder zu sein, wo in unserer Branche eine persönliche Vereinbarung, welche anfangs vielleicht nur per Handschlag gemacht wurde, auch sicher zu 100% zum Tragen kommt. Ich habe Deutschland bereits so oft besucht und bereist – hätte ich es nicht versäumt, die Sprache zu lernen – ich würde es sicher auch als ein Zuhause für mich bezeichnen. Ich weiß, es ist ein Klischee, aber deutsche Zuschauer sind wirklich bedeutend aufmerksamer, hören auch genauer der eigentlichen Musik zu und wissen diese einzuordnen und zu schätzen. In London z.B. ist ein Konzert immer eher ein gesellschaftliches Ereignis, wobei das Outfit, die Frisur und die dazugehörige Szene weitaus wichtiger als die Musik selbst zu sein scheinen. Die Hälfte meiner Vorfahren entstammen dem Gebiet des früheren Österreich-Ungarn, und umso mehr ich die Welt bereisen darf, umso kleiner scheint sie mir zu sein und umso weniger bin ich bereit, ein Land den anderen aus irgendwelchen Gründen zu bevorzugen. Das heutige Deutschland, gerade wegen seiner einzigartigen Geschichte, Erfahrung und Entwicklung, ist für mich auch ein Musterbeispiel dafür, wie man heutzutage ein gesundes, kritisches Maß an Nationalbewusstsein zu Tage tragen kann. Auch wie man es politisch schafft, nicht allzu weit auf den sklavischen Gehorsam der Neo-Konservativen, die jüngst die Weltwirtschaft ins Wanken gebracht haben, herein zu fallen, zeigt eine gesunde Sicht der Dinge. Ansonsten freuen wir uns wie gesagt auf unser Publikum und sehen uns demnächst mit der elektrischen Gitarre im Gepäck!
Elena Heibel © für SUBWAY Medien
Vielen Dank Hans-Lothar für die Überlassung der schönen © Fotoserie. Dank auch an Sascha Hummel von BS-LIVE, dem Stadtmagazin für Braunschweig für die vorbildliche Zusammenarbeit.