CD-Rezensionen
Blue Rose Records zu "Last Train Leaving"
Dass der Bruder von Mark Knopfler bereits ein Album auf Blue Rose veröffentlicht hatte, wird Vielen gar nicht mehr in Erinnerung sein. Ist auch schon einige Jährchen her – 2006 war David’s Album „Songs for the Siren“ erschienen und gehört mit zu den erfolgreichsten Alben unseres Labels. Den Kontakt hatte man dann irgendwie verloren, mit das letzte Lebenszeichen war die verunglückte Beteiligung bei der Blue Rose Christmas Party 2007 in Isernhagen, als Knopfler sich während des Soundchecks beim Sprung von der Bühne einen Schulterbruch zugezogen hatte und den Rest des Tages im Krankenhaus zubringen musste.
Auch nach dem einmaligen Engagement mit Blue Rose war Knopfler natürlich weiterhin sehr fleißig, veröffentlichte weiter Alben und ging regelmäßig auf Tour. Warum diese CDs nie über unseren Mailorder angeboten worden waren, ist uns zwar schleierhaft, aber dem wollen wir nun endlich Abhilfe schaffen – vor einigen Wochen war Knopfler’s bereits 17. Album erschienen unter dem Titel „Last Train Leaving“. Einen offiziellen Vertrieb hat er derzeit gar nicht, sogar Platzhirsch Amazon bietet die CD nicht mal an. Wer also auf digitale Files wenig Wert legt, der/die kann „Last Train Leaving“ bei und als physischen Tonträger erwerben – und nicht nur für einen David Knopfler-Fan ist die Anschaffung auf jeden Fall sein Geld wert! 14 neue Songs hat der Engländer mit der nicht selten an seinen ungleich berühmteren Bruder erinnernden Stimme auf die CD gepackt, meist im melancholischen Stil gehalten. Was aber auch schon immer die Stärke von Knopfler war, wobei sein Keyboardspiel auch hier wieder einen großen Raum einnimmt. Sein Songwriting ist auch nach über 40 Jahren sehr ausgeprägt und intensiv, jeder der Songs erzählt eine kleine Geschichte, die Instrumentierung neben dem bereits erwähnten omnipräsenten Piano und der glasklaren elektrischen Gitarre lässt immer wieder alte Dire Straits-Zeiten aufleben, wenn David Knopfler damit auch schon längst abgeschlossen hat. Seine Herkunft braucht er dennoch nicht zu verbergen und vom Songwriting her muss er sich ebenfalls nicht hinter seinem Bruder verstecken.
Erwähnenswert wäre in der heutigen Zeit, wo zwar immer noch physische Tonträger in Form einer CD ihren Markt haben, wobei auf der Verpackung aber immer weniger Wert gelegt wird, die wirklich beispielhafte Gestaltung des Albums – attraktives Digipak mit einem 24-seitigen (!) Booklet, das neben schönen Illustrationen auch die Songtexte enthäl (Die CD gibt es über Blue Rose Records für 15,90 €)
Original-Link:


... in Heft 1/2007 zu "Songs For The Siren"
(Blue Rose Records BLU DP0401)
11 Tracks, 46:49, mit engl. Infos und Texten
Mögen sie auch noch so ungleich sein, die Brüder David und Mark Knopfler, gleich sind und bleiben ihnen doch ihre wie aus demselben Ei gepellte Stimme, ihr Hang zu über die Jahrzehnte charakterlich verblüffend ähnlichen Midtempo-Balladen - und dass beide wohl bis in alle Ewigkeit denselben Ahaeffekt beim Publikum erzielen werden: Dire Straits! David, der jüngere der beiden Glaswegians, ist seit seinem 1983er Ausstieg wegen zu viel Erfolg bei der 1977 gemeinsam gegründeten Band inzwischen bei Soloalbum Nummer zehn angekommen: Elf wie immer im unverkennbaren Familiensound daherkommende Originalkompositionen im Midtempo, eine entspannter als die andere. Im Unterschied zum großen und weit erfolgreicheren Bruder, der stärker zu Americana tendiert, scheint David noch fester in der Heimat geerdet: alles einen Tick englischer, gälischer, bretonischer hier als dort. Und einen Schuss spiritueller oder, je nach persönlichem Geschmack, vielleicht auch verblasener - vom Opener „Steel Wheels“ bis zum Closer „Smile And Say Okay“, in denen Narziss und Echo mit vertauschten Rollen Variationen der griechischen Mythologie durchexerzieren. Die Bilderwelt dazwischen: viel Bibel („Fire Down Below“, „Sophie’s Song“, „Washing Horses In Eden“, „Accidents Don’t Just Happen“), mehr Antike („Sophie’s Song“), Liebe, Verlust, Erlösung. Als wär’s ein Stück über David und Mark - und die feine kleine Band, die sie einst hatten ...
Christian Beck
(Vielen Dank Mike für die Genehmigung zur Übernahme der Rezension!)
Jazzdimensions zu "Songs For The Siren" 08.12.2006
David Knopfler - "Songs for the Siren"
Man kann es gar nicht genug sagen: David Knopfler ist der Bruder des allseits bekannten Mark Knopfler. Bei aller Familienähnlichkeit überwiegen dennoch die Gegensätze, bis hin zu einer Polarisierung, in der in diesem Geschwisterpaar jeder die Antithese des anderen darzustellen scheint. Richtig - beide gründeten einst zusammen die Dire Straits. David Knopfler aber ist zu einem der bekanntesten britischen Singer-Songwriter geworden.
Im Spiel mit Worten, Metaphern, poetischen Reimen und mit, teilweise hinter griffigen Melodien gut versteckten, Weisheiten ist "Songs for the Siren" nach "Ship of Dreams" ein ausgezeichnetes Album geworden. Knopflers sanfte, ausdrucksstarke Stimme hat Wiedererkennungswert, seine meist langsamen Melodien prägen sich ein wie Popklassiker. Vielleicht kommt hier seine Herkunft aus ebendiesem Genre zum Tragen…
Es ist schwer bei Reimen wie "I'm drowning in this ocean, feeling nothing but devotion…" oder "…And all I want to do is take good care of you…" wegzuhören. David Knopfler singt seine Liebe in die Welt, seine Sehnsüchte - abgeklärt und immer noch neugierig zugleich. Definitiv ein Album zum Träumen, schmunzeln - kurz, Musik der ganz großen Gefühle.
Carina Prange
(aus "Jazzdimensions" vom 28.11.2006 - vielen Dank für die freundliche Genehmigung!)
"Resonanzen" vom 29.11.2006 zu "Songs For The Siren"
"Zum Zuhören betören"
Das neue David Knopfler Album "Songs for the Siren"
Von Ralf Kennel
Entspannt fließende Musik - das bietet David Knopfler auch in seinem zehnten Soloalbum "Songs for the Siren". Der Mitbegründer und Gitarrist der "Dire Straits", der die Band bald nach ihrer Gründung wieder verliess, um nicht länger im Schatten seines Bruders Mark Knopfler zu stehen, bleibt seinem Songwriter-Stil treu. David Knopfler agiert als sensibler, besonnener Liederschmied, weiß mit Worten wohl umzugehen und bettet sie in ruhige, meist balladeske Stimmungsbilder. Manche Kritiker werfen ihm fehlende Einzigartigkeit vor, doch nicht immer bedeuten mehr Kanten auch mehr Kontur.
Die CD "Songs for the Siren" ist bei Blue Rose erschienen.
(Vielen Dank an Frau S. B. von WDR3 'Resonanzen' für die freundliche Genehmigung!)
Die "Stuttgarter Zeitung" vom 31.10.2006 zu "Songs For The Siren"

Direktlink zur Stuttgarter Zeitung. Vielen Dank an Frau Veit für die Einrichtung des Dauerlinks!
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Jazzdimensions zu "Ship Of Dreams"

Auf seinem neuen Album, wo er vorwiegend Akustikgitarre spielt, zeigt David Knopfler unterschwelligen Hang zum Weichspülen: Da kommt manch sanfte Melodie und getragenes Liebeslied doch recht "herzschmerzmäßig" rüber. Diese Position des hemmungslosen Romantikers nimmt Knopfler jedoch so bewusst wie selbstbewusst ein: "Klar, eigentlich macht man so ein Album, wenn man Teenager ist!"
Unmittelbar versöhnend wirkt das extrem hohe Niveau jener Songs, die sich mit der Philosophie des Lebens, dem Sinn und Unsinn des Daseins befassen, wie "God's Mockingbird", "Sometimes There Are No Words" oder der – stark getextete und unbestreitbar geniale – Song "Symmetry Of The Stars".
David Knopfler versteckt sich schon lange nicht mehr hinter seinem Bruder Mark, mit dem gemeinsam er einst die Dire Straits aus der Wiege hob. Dem Älteren überließ er den Ruhm und das Karrieredenken – David hingegen pocht auf Werte wie Authentizität und Suche nach der Wahrheit.
Sein "Ship of Dreams", eingespielt mit Harry Bogdanovs, Alan Clark, Martin Ditcham, Pete Shaw und so illustren Gästen wie Chris Rea oder – überraschend – Jule Neigel, ist eine Pop-Perle in klassischem Songwritergewand.
Carina Prange
(aus "Jazzdimensions" vom 28.11.2006 - vielen Dank Carina für die freundliche Genehmigung!)
Amazon zu "Ship Of Dreams"
"Ship of Dreams das neunte Soloalbum von Sänger und Gitarrist David Knopfler ist, wie schon frühere Werke, eher verhalten und lebt von kleinen Details. Zum Beispiel der wunderbaren Slide-Gitarre von Gastmusiker Chris Rea auf "Easy Street", "When Will The Crying Stop" und dem Country-Folkrock "Sometimes There Are No Words", das zudem durch eine schöne, altmodische Orgel besticht. Mit der deutschen Sängerin Jule Neigel singt Knopfler ein sehr gefühlvolles Duett mit dem bezeichnenden Titel "Tears Fall". Seine Dire-Straits-Vergangenheit verleugnet der Bruder von Mark Knopfler gottseidank auch nicht, insbesondere "Easy Street" könnte glatt als neues Stück der erfolgreichen Band durchgehen, aber auch "All I Want Is You" mit dem klassischen Rockauftakt. Die zweite Hausnummer von David Knopfler ist und bleibt natürlich Bob Dylan, ob nun "4U (Rabbit Song)" oder "God's Mockingbird" mit dem typischen Mundharmonikaspiel. Neben klassisch angehauchten Balladen wie "Going Down With The Waves" und dem auch vom Text her zutiefst romantischen "Symmetry Of The Stars" ist der absolute Ohrwurm das beschwingte "Shine Shine Shine".
Ingeborg Schober (aus "amazon")
Gerds Musicpage zu "Ship Of Dreams"
Ich habe sie mir am Stück über meine großen Canton Karat M 70-Lautsprecher angehört ... An einem trüben Tag. Insgesamt eine fantastische Klangqualität, ausgewogene Klangbalance zwischen der Stimme von David und den Instrumentalpassagen, also sehr gut abgemischt.
Gleich zu Beginn erklingt ein wunderschönes fast sechs Minuten langes kurzweiliges Liebeslied "4U(Rabbit Song)": "When you gonna wake up this dream come true?" "But I know you'll come ... some day you'll come".
Der nächste Song könnte fast von den Dire Straits stammen. "Easy Street" erinnerte mich ein bisschen an "Money for nothing". Beim fast 7-minütigen "God's Mockingbird' spürt man, wie ideal der Text eingebunden ist. Und auf die "Lyrics" legt David ja bekanntlich großen Wert. Den Reiz der Stimmung erhöht eine "Dylan'sche" Einlage mit der Mundharmonika. "Ship of Dreams", der Titelsong, fasziniert auch durch die Saxophonbegleitung und den Backgroundchor. Hier eine Passage des poesievollen Textes: "Join me in the ship of dreams and we'll reach the farthest shore". Eigentlich ein beschwingtes Lied, so empfand ich es jedenfalls.
"True Love" empfand ich fast ein bisschen betulich, aber das ist sicher stimmungsabhängig. "All I want is you" - wie schon der Titel sagt! Geht flott von der Hand. Klavier, Orchester und die Stimme Davids kennzeichnen "Going down with the waves". Wunderschön! "The price for loving you" - wieder mit Klavier und Orchester aufgenommen ist ein buchstäblich traumhaft schönes Liebeslied. "Sometimes there are no words" gefällt mir prickelnd gut. Etwas mehr Drum orientiert, rhythmisch gut ausgewogen. Nr. 12 auf der CD "Mending my nets" hat fast intimen Clubcharakter, wieder eine lange über 6-minütige schöne Ballade, die zum Träumen einlädt. Ich habe in anderen Rezensionen schon Negatives über "Tears fall" gelesen ("kitschig") und glaube, es kommt auf die Stimmung an, in der man sich mit diesem Song einlässt: Das Duett mit Jule Neigel gräbt sich traumwandlerisch ins Ohr ein. Für kuschelige Abende, zum Träumen. Sind nicht manchen Menschen Träume verloren gegangen? Sie sollten wieder Träumen "lernen"... ist keine Schande, Fantasien zu haben! Der letzte, 14. Titel "Symmetrie of the stars" ist für meine Begriffe ein echter Ohrwurm. Verdammt, warum hat David diesen Song ans Ende der Platte gesetzt? Aber, das ist wohl mit "schnöder" Absicht geschehen, weil er das Sahnehäubchen auf eine starke Platte sein sollte. Nicht nur das letzte Stück ist ein kleines Meisterwerk. Die ganze CD, mit Klavier und Orchester angereichert, zeigt, das David abseits aktueller Modeströmungen einfach besonders stark ist.
(06.11.04).
Lübecker Nachrichten zu "Ship Of Dreams"
Diesen Mann haben nur wenige verstanden. David Knopfler ist dennoch weiterhin ein Phänomen. Der Dire-Straits-Gründer verließ die wohl erfolgreichste Classic-Rock-Band der späten 70er- und frühen 80er-Jahre nach nur drei Jahren, schrieb und sang fortan für sich selbst und seine Botschaft: "Ruhm zerstört Dein Ego". Bis heute hält er mit dieser Losung seine Familie über Wasser. Jedes zweite Jahr erscheint ein neues Album. Das mittlerweile neunte kommt nun in den Handel. Es heißt "Ship of Dreams" und - das ist keine Marketing-Floskel - ist sein persönlichstes Album.
Nicht, dass David Knopfler, Bruder von Über-Gitarrist Mark, bisher nicht von sich gesungen hätte. Doch gibt es auf "Ship Of Dreams" nur einen Song - "Tears Fall" - der halbwegs allgemein gehalten wurde. Alles andere ist echt, David Knopfler pur. In "Easy Street" singt er von Versuchung, in "When Will The Crying Stop" von Depression. Es ist die unbeschwerte Lyrik Knopflers, verbunden mit verspieltem Gitarrensound und seiner erdigen Stimme, die nicht nur Appetit macht, sondern Hunger stillt - Hunger nach Songs, die nachdenklich stimmen, die Material liefern, um sich selbst wiederzufinden, sein eigenes Leben, seine aktuelle Situation und Gefühlslage zu hinterfragen. Freilich ist Knopflers Musik nichts für Easy-Listeners, nichts für Hörer, die schnelle Unterhaltung suchen, für die ein Lied nur so lang ist, wie ihr zuckender Zeigefinger den Next-Button am CD-Spieler verfehlt. Hat nicht jeder schon einmal bedingungslose Liebe gefühlt? Egal, ob erwidert oder nicht? Dann ist "The Price For Loving You" ideal, um dem Alltag Adieu zu sagen und abzutauchen in Selbstanalyse und in Melancholie. Knopfler ist zwar nicht unbedingt ein begnadeter Poet, doch treffen seine Texte aus Stereotypen und inniger Selbsterfahrung haargenau ins Ziel, auch, wenn es um die Sprachlosigkeit geht, die einen befällt, wenn der passende Moment vorüber gegangen ist - oder nie existiert hat: "Sometimes There Are No Words".
(10.09.2004)
Soundbase zu "Wishbones"
Ihr Leben dürfte genug Material für eine SAT1 Deutschland-Premiere bieten – mit ein wenig Phantasie und Interpretationsvermögen jedenfalls. In wie weit es David Knopfler gewurmt hat ewig im übergroßen Schatten seines Bruder Mark zu stehen kann ich nicht sagen, Fakt ist, das Bruder Mark im Booklet mit keiner Silbe erwähnt wird. Auf der anderen Seite präsentiert sich der unbekanntere Knopfler sowohl visuell als auch verbal als gefestigter Mensch und hat es meiner Meinung nach verdient an seiner gegenwärtigen Musik und nicht an seiner (medial natürlich interessanteren) berühmten Vergangenheit gemessen zu werden.
Aber schon die ersten Akkorde von „A clear day (St Swithun´s day)“ weisen jene Parallelen zum Bruder auf, von denen ich mich gerade distanzieren wollte. David Knopfler scheint jedenfalls eine durchaus ähnliche musikalische Entwicklung hinter sich zu haben. Denn wie Marks „Sailing to Philadelphia“ agiert auch „Wishbones“ in meist ruhigen Gefilden, kokettiert mal mit dem Blues, läßt dann wieder etwas folkigen Country-Style einfließen und schlägt sehr oft balladeske Töne an. Man merkt dem Album einfach die innere Ruhe an, die der auf dem englischen Land lebende Knopfler im Laufe der Jahre gefunden hat und so setzt er das wichtigste Statement zum Thema Bruder-Rivalität selbst. Schweigen ist eben manchmal wirklich Gold.
Innere Ruhe bedeutet jetzt aber nicht, dass nicht auch ernsthafte Themen angesprochen werden. So wird z. B. George Bush (Georgie Baby) auf „Karla Faye“ ordentlich in die Karre gefahren und kritisiert am Beispiel eines von ihm getroffenen, umstrittenen Todesurteils sowohl die amerikanische Politik, als auch das (hier unterstellte) Kalkül Bush´s mit dieser Entscheidung an Popularität gewinnen zu wollen. Knopfler geht mit diesen Themen jedoch nie reißerisch um, hat statt dessen gut recherchiert und wird (so denke ich) zu seinen Aussagen auch Stellung beziehen können.
Was gibt’s sonst noch zu sagen? Eine ganze Reihe hochkarätiger Musiker haben sich auf „Wishbones“ verewigt. So gaben sich neben zwei altbekannten Dire Straits Recken (Alan Clark und Chris White) unter anderem Eddi Reader, Hutch Hutchinson und Chris Rea die Klinke in die Hand.
Bleibt mir schließlich nichts übrig als meinem Herz zu folgen und das heißt ein weiteres mal: Tip!
Jens Krüger (Vielen Dank für die freundliche Genehmigung)
Link zu > Soundbase)
STERN zu "Whishbones": David Knopfler und Dave Davies
Die Rückkehr der jüngeren Brüder
Dave Davies: »Rock Bottom«
Bei aller Verschiedenheit ihrer Musik gehen die Gemeinsamkeiten von David Knopfler und Dave Davies weit über ihren Vornamen hinaus: Beide sind durch eine von ihnen mitgegründete Band bekannt geworden. Beide standen in ebendieser Band jeweils im Schatten ihres älteren Bruders. Und beide haben eine Solo-Karriere gestartet, die sie zwar nicht unbedingt ins Rampenlicht der Musikwelt katapultiert hat, mit der sie sich aber eine Schar treuer Fans erspielen konnten.
Dave - Der Harte
Dave Davies hat mit den Kinks in den 60er Jahren einen wichtigen Beitrag zur Musikgeschichte geleistet. Als harter Rocker mit Hang zu eingängigen Gitarrenriffs bildete er den idealen Gegenpol zu den intellektuell-ironischen Texten seines Bruders. Mit Songs wie »You Really Got Me« übte er einen großen Einfluss auf den Hard-Rock der 70er Jahre aus.
Seit 1980 hat er immer wieder Solo-Alben veröffentlicht, der Erfolg hielt sich jedoch in Grenzen. Dafür sorgte er mit seiner Tornee in den 90er Jahren für positive Schlagzeilen. Folgerichtig handelt es sich bei seiner aktuellen Veröffentlichung um ein Live-Album. Auf »Rock Bottom« ist ein Mitschnitt eines Konzertes im New Yorker Bottom Line Club zu hören.
David - Der Softe
Während Davies unermüdlich an der Rock-Front schuftet, ist David Knopfler eher in poppigeren Gefilden zu Hause. Seit der Gründung der Dire Straits 1977 arbeitet er an der Verfeinerung von Akkordfolgen und Arrangements. Bereits 1980 verließ der jüngere der beiden Knopfler-Brüder die Band und überließ dort seinem Bruder Mark das Feld. Seither hat er zahlreiche Solo-Alben veröffentlicht. Auf seiner neuen Platte »Wishbones« demonstriert er einmal mehr sein Konzept von Popmusik: gute Songs und ein ausgefeilter Sound.
Carsten Heidböhmer (stern.de), 22.10.2001
(Vielen Dank für die freundliche Genehmigung!)
Musikmagazin bloom zu "Wishbones"
Fangen wir gleich mit den alten Geschichten an, dann haben wir sie hinter uns. David Knopfler dürfte den meisten nur als Mitglied der legendären „Dire Straits“ bekannt sein. Seine Soloprojekte dagegen sind eher unbeachtet geblieben und finden gelegentlich auch nur schwer ein Plattenlabel. Diesmal hat sich Edel Record erbarmt. Und man kann wirklich nur eins sagen: DANKE. Der angenehme, softe Gitarrenrock des Engländers mit der sanften, sehr eindringlichen Stimme reizt mal wieder zum schwärmen. Die CD „“Wishbones““ ist einfach schön, romantisch, manchmal leicht melancholisch angehaucht, also genau richtig für einen verregneten Kuschelabend.
Es gibt keine musikalischen Experimente, keine Brüche. Diese CD ist wie aus einem Guss, behält die Stimmung und dies obwohl David Knopfler sein neues Album mit den unterschiedlichsten Hochkarätern gespickt hat. Mit ihm im Studio standen so namenhafte Künstler wie Hutch Hutchinson, Eddi Reader und Chris Rea aber auch Alan Clark und Chris White aus alten Dire Straits-Zeiten. Und trotz allem, jeder Song dieser CD strahlt eine atemberaubende Ruhe aus. Gelegentlich verstärkt noch durch den Einsatz eines klassischen Orchesters.
Für „Wishbones“ sollte man sich Zeit nehmen, es in Ruhe mehrere Male hören, ein wenig über die Texte sinnieren und sich in seinen Träumen verlieren. Ein wenig Bewunderung für den Sänger und Songwriter David Knopfler wird man sich dabei kaum erwehren können. Das nunmehr achte Soloalbum ist nicht nur gelungen, es ist einfach zauberhaft. Wer immer 6 Jahre auf David Knopflers neues Album gewartet hat, er wird keinen Tag der Vorfreude bereuen, hält er erst mal dieses Werk in seinen Händen.
Jeder der immer noch davon spricht, David Knopfler müsse aus dem Schatten seines großen Bruders Mark und deren beider Schaffenszeit der „Dire Straits“ hinaustreten, wird nun hoffentlich endlich und für immer verstummen.
Steffen Doerre, 28.03.2002
(Vielen Dank Felix Kosel für die freundliche Genehmigung).
Link auf Bloom.de
Blue Rose zu "Wishbones"
Es ist eine ganze Reihe hochkarätiger Musiker, die David Knopfler sich da für "Wishbones" ins Studio geholt hat. Neben Sänger Eddi Reader (Fairground Attraction) kamen Stars wie Alan Clark und Chris White (Dire Straits), Phil Palmer (Robbie Williams, Eric Clapton), Hutch Hutchinson (Joe Cocker) und Chris Rea zum Zuge. In einigen Songs wird David von einem klassischen Orchester begleitet, wobei er auch diesen Stücken seine - wie schon früher, so auch diesmal - im Gespann mit Harry Bogdanovs erprobte, persönliche musikalische Note verleiht. Für einige ausgewählte Titel wiederum zog man Producer-Schwergewicht Chris Kimsey (Rolling Stones, Ash, INXS) heran.
Aus mehreren Jahren gemeinsamer Arbeit mit dem langjährigen Freund und Gitarristen Harry Bogdanovs ist - wie kann es anders sein - ein anspruchsvolles und exzellentes Album entstanden. Auf "Wishbones" sind Songs in der persönlichen, tiefsinnigen und zeitlosen Qualität versammelt, wie sie David seit Jahren in bewährter Singer-/Songwriter-Manier für sich beansprucht. Es sind eher die leisen Töne und die Magie der Stille, die der Scheibe eine fast verklärende Schönheit verleihen, nichtsdestotrotz ist "Wishbones" kein Langweiler, lässig eingestreute Midtempo-Nummern lockern die Atmosphäre immer rechtzeitig auf, bevor der balladeske Effekt zu versanden droht.
Aus der Amazon-Redaktion
Nach sechs Jahren Pause glänzt David Knopfler auch mit seinem achten Soloalbum als ausgezeichneter Songschreiber mit dem richtigen Gespür für zeitlos gute Musik. Gekonnt pendelt der jüngere Bruder des einstigen Dire-Straits-Kopfes Mark Knopfler stilistisch zwischen Ikonen wie Leonard Cohen, Randy Newman und Bob Dylan -- und das immer öfter sogar die Qualität der Texte betreffend. Es sind eher die leisen Töne und die Magie der Stille, die der Scheibe eine fast verklärende Schönheit verleihen, nichtsdestotrotz ist Wishbones kein Langweiler, lässig eingestreute Midtempo-Nummern lockern die Atmosphäre immer rechtzeitig auf, bevor der balladeske Effekt zu versanden droht. Nicht zuletzt der Hintermannschaft -- teilweise ein komplettes klassisches Orchester -- sowie der Unterstützung einiger Größen, so zum Beispiel Chris Rea oder der ehemaligen Dire-Straits-Kollegen Chris White und Alan Clark, ist es zu verdanken, dass Wishbones ein rundherum gelungenes Werk darstellt: Da kann man nur gratulieren! --Felix von Vietsch
Gaesteliste.de zu "Wishbones"
David Knopfler - Wishbones TruNote/edel Format: CD
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, das neue David Knopfler Album "Wishbones" als eigenständiges Werk anzusehen. Doch was passiert beim ersten Hören? Ein Gedanke beschleicht mich: "Wow, irgendwie klingt das so, wie ich mir ruhige Dire Straits Songs immer gewünscht habe." Und als nächstes kommen mir Songs wie "Romeo And Juliet" in den Sinn. Oder noch schlimmer: "Brothers In Arms". Ohweiha! Nach fünf Minuten bin ich schon am eigenen Anspruch gescheitert. Das schafft sonst kein Album. Aber David Knopfler ist eben untrennbar mit den Dire Straits verbunden, die er 1977 gründete. Auch wenn er schon drei Jahre später die Band wieder verließ.
"Wishbones" ist ein sehr ruhiges und besinnliches Album. Vielleicht ist es das, was David Knopfler von seiner alten Band unterscheidet. Die Musik und die Texte sind wohl durchdacht, geben aber keine Interpretation vor. Jeder, der die Musik hört, kann seine eigene Geschichte dazu erfinden. Auch wenn sie besänftigender wirkt, die Stimme von David Knopfler klingt eine Spur rauher und kraftvoller als die seines Bruders Mark, der den Dire Straits seine Stimme leiht. Schon der erste Song "A Clear Day" birgt eine große Überraschung: Wer genau hinhört, der bemerkt, daß nicht nur Knopfler selber singt. Ab und zu schmiegt sich auch eine sehr bekannte Stimme an die des Leadsängers. Unverkennbar: Das kann doch nur Chris Rhea sein. Und schon im dritten Song "Arcadie" stolpert man über den nächsten Bekannten: So kann doch eigentlich nur Chris White Saxophon spielen. Und er ist es wirklich! Der Musiker, der auch für Robbie Williams und die Dire Straits arbeitet. Diese Liste ließe sich noch ohne Probleme viel weiter führen, da viele berühmte Gastmusiker an "Wishbones" beteiligt waren. Doch in welche Musikkategorie ist das Album einzuordnen? Sortiert man es unter Liedermacher ein, tut man David Knopfler Unrecht. Zwar nennt er sich selbst so, doch sein Album hat durchaus mehr zu bieten. Folk- und Country-Style mischen sich mit sehr modernen Elementen. Blues und Pop verschmelzen zu großartigen Kompositionen. Ein wundervolles und sehr nachdenkliches Album.
-Esther Mai-
Aus "ruprecht Nr. 74" vom 13.11.2001
David Knopfler - Wishbones
Es wäre schön, eine Plattenkritik über David Knopfler schreiben zu können, ohne den lästigen Vergleich mit seinem Bruder anstrengen zu müssen. Zugegeben, die Stimmen der beiden sind sich auffällig ähnlich – das soll es dann aber auch gewesen sein.
David Knopfler ist als Musiker weit mehr als „der kleine Bruder von...“. Seit er vor über 20 Jahren die gemeinsame erfolgreiche Band verließ, hat er mittlerweile acht Soloalben veröffentlicht. „I went my way, you went your way“, singt er heute - eine versöhnliche Aufarbeitung des Geschwisterkonflikts.
„Wishbones“ ist eine entspannte wie anregende Platte. Hinter betont sparsamen Arrangements aus hauptsächlich akustischen Instrumenten, verbergen sich vereinzelt nahezu orchestrale Kompositionen. Eine Mixtur aus Folk, Blues und Rock, die Knopflers rauhe Stimme ideal begleitet. Die Texte – nachdenklich, gefühlvoll, kritisch, zum Teil mit religiöser oder auch politischer Thematik – lassen dem Hörer viel Platz für Interpretationen.
Alles in allem ein Album, das sich zum konzentrierten Zuhören viel eher eignet als zur seichten Hintergrundbeschallung. Anspieltipp: Das erstaunlich soulige „Means of Survival“ sowie „Karla Faye“, ein Stück über die in Texas hingerichtete Karla Faye Tucker und ihren „Henker“ George W. Bush (hol)