Göttingen. In welchem Alter hatten Sie den Wunsch Profi-Musiker zu werden?
Im Alter von sieben Jahren. Ab dann habe ich diesen Wunsch zielstrebig verfolgt.
Was faszinierte Sie an Musik?
Ich weiß es nicht genau, warum sie mich so faszinierte – sie tat es einfach. Alles was ich tat, diente dazu, meinen Traum zu erfüllen: Ich wollte mit der Musik mein Leben bestreiten.
Haben Ihnen Ihre Eltern musikalisch viel mitgegeben?
Eine Menge! Aber ich denke, die Kultur, in die ich mich vertiefte, führte in die richtige Richtung. Der wahrscheinlich größte Einfluss war meine ältere Schwester, als sie zwei Alben von Bob Dylan mit nach Hause brachte. Die spielte ich immer und immer wieder ab.
Sie gründeten mit Ihrem Bruder die „Dire Straits“. Warum verließen Sie die Band?
Ich gründete die „Dire Straits“, um meine Musik umzusetzen. Mir war am Anfang klar, dass mein Bruder Mark anderen Leuten nicht viel Raum geben würde. Und nach drei Jahren wusste ich, dass unsere Zusammenarbeit nicht mehr funktioniert. Ich brauchte wieder Raum und Sauerstoff, um kreativ zu sein.
Nach Göttingen kommen Sie mit Harry Bogdanovs. Mit ihm arbeiten Sie schon so lange zusammen. Wie und wann haben Sie ihn kennengelernt?
1980 haben wir in London zusammen an einem Projekt mit einer Jazzsängerin gearbeitet. Er war für ihre Band der musikalische Leiter, ich produzierte ihre Aufnahmen – und wir haben uns musikalisch und persönlich sofort gut verstanden.
Was schätzen Sie an ihm?
Harry ist nicht nur ein hervorragender Musiker und ein feiner Kerl, sondern er schreibt auch wunderbare Songs. Unser Zusammenspiel erlaubt mir auf der Bühne die komplette Freiheit.
Dieses Jahr begehen Sie das 30. Jubiläum Ihrer Solo-Karriere. Ist es produktiver ein junger, naiver Musiker zu sein oder ein gereifter Künstler?
Ich haue immer noch neue Lieder raus. Ich kann Künstler nicht verstehen, die sich drauf verlassen, Nostalgisches aus längst vergangenen Jahrzehnten zu wiederholen. Man sollte schon auf sein Publikum Rücksicht nehmen – schließlich haben sie ja ihre Tickets bezahlt, und haben einen Anspruch darauf, unterhalten zu werden.
An was denken Sie?
Es wäre unfair, den Zuhörern 20 neue Songs zu bieten. Aber wenn ich nicht auch neue Songs vorstellen würde, hätte ich selber das Gefühl, ich sei leer und würde eine Tribut-Band für mein eigenes Material werden. Jeder Auftritt ist einzigartig und jede Show ein bisschen verschieden – das ist die Magie, an kleinen Auftrittsorten zu spielen. Du kannst Risiken ohne Sicherheitsnetz eingehen.
War es für Sie leichter, vor 30 Jahren Lieder zu schreiben?
Nein, ich denke schon, dass ich noch besser werde. Jetzt ist es die Herausforderung, Geldmittel zu finden, um nicht auf Live-Aufnahmen oder schlechte Studios angewiesen zu sein. Es gibt eine bestimmte Höhenmarke, die ich erreichen möchte. Und wenn das finanziell nicht realisierbar ist, ziehe ich es fast vor, nichts zu veröffentlichen. Aber dieses Jahr kommt bestimmt ein neues Studio-Album – und das ist auch längst überfällig.
Sie spielen besonders gern akustische Gitarre. Hat sie eine spezielle Aura, etwas was die elektrische Gitarre nicht hat?
Na ja, wenn du ein gutes Gitarren-Modell hast! Ich habe akustische und elektrische Gitarren gern – sie sind nur verschieden. Wenn du elektrisch spielst, musst du dich darauf einlassen, mit Bass und Schlagzeug zu spielen. Eine akustische Gitarre bietet einem mehr Flexibilität.
Sie haben ihre eigene Plattenfirma und ihr eigenes Management. Wie wichtig ist es für Sie, unabhängig zu sein?
Da bin ich ziemlich pragmatisch. Ich habe als Selbstständiger gearbeitet, mit kleinen und unabhängigen Firmen sowie mit großen Plattenfirmen und würde das auch noch tun – es geht für mich nur darum, das zu finden, was für dich am besten geeignet ist.
Welche Bedeutung hat heute ein Singer/Songwriter für die Gesellschaft?
Die Künste sind immer wichtig für die Gesellschaft – vielleicht aber nicht so wichtig wie Krankenschwestern und Feuerwehrmänner. Es zahlt sich für jeden Menschen aus, wenn die Regierung die Künste unterstützt. Es ist billiger für eine Infrastruktur und Kultur zu sorgen, als später für Gefängnisse mit Stacheldraht.
Das Interview führte Udo Hinz .
David Knopfler spielt am Sonntag, 26. Januar, um 20 Uhr im Wöhler-Hörsaal der Fakultät für Chemie, Tammanstraße 4 in Göttingen. Einlass ist ab 19 Uhr, um 19.30 Uhr gibt es als Vorprogramm ein „Feuerwerk der Chemie“. Karten: „Café, Bistro & Weinbar Cichon“, Nikolausberger Weg 43 und im Buchladen „Rote Straße“, Nikolaikirchhof.